Martin Wittig
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Niemandem kann ich‘s recht machen! 

„Hey, kann ich dich um einen Gefallen bitten?“ - fragt der Bekannte am Sonntag Abend um 19 Uhr - „Ich muss unbedingt diese eine Sache drucken für die Arbeit morgen. Kann ich noch schnell vorbei kommen und das bei dir machen, mein Drucker streikt!“ Keine große Sache! Klar! Zwar wolltest du es dir gerade mit einem Tee auf der Couch gemütlich machen und die Zweisamkeit mit der Partnerin genießen, aber gut, dann hilfst du dem Kumpel doch schnell noch aus. Schließlich wurdest du so erzogen, dass man stets hilfsbereit sein sollte und immer die Wünsche der Anderen berücksichtigt. Auch wenn das der 10. Gefallen an diesem Tag für diese Person ist, auch wenn es zeitlich gerade nicht drin wäre, auch wenn du gerade eigentlich nicht die psychischen Kapazitäten dafür hättest. Es gehört sich schließlich so!

Was passiert aber mit den eigenen Bedürfnissen? Die werden immer weiter hinten angestellt, vernachlässigt. Es ist eigentlich kein Wunder, wenn das am Ende im Burnout oder Depressionen endet. Wieso verhalten wir uns dann so? Und warum landen gerade die Männer so viel häufiger in psychischen Tiefpunkten deshalb?

Von sozialen Kontakten und Glaubenssätzen

Wir Deutschen lieben unsere Freunde und wollen, dass wir gute Beziehungen zu den Menschen um uns herum pflegen. Mehr als 85% von uns finden, gute soziale Kontakte und enge Beziehungen sind das wichtigste im Leben. Frauen etwas mehr als Männer, die stehen eher auf Erfolg im Beruf – aber auch das geht mit einer starken sozialen Komponente einher. Und es ist ja grundlegend erst einmal völlig in Ordnung, dass der Mensch, als Rudeltier, sich tiefe Beziehungen aufbauen, jedem Menschen mit Respekt begegnen und auf dessen Wünsche eingehen will.

Das Problem entsteht, wenn dies extreme Züge annimmt. Wenn man die eigenen Bedürfnisse nicht mehr sieht und sie vernachlässigt. Wenn man seine komplette Energie dafür verwendet, anderen zu gefallen und ihnen alle Wünsche zu erfüllen, und dabei keine Zeit mehr für sich selbst hat.

Dieses Verhalten entsteht in der Kindheit und wird als Glaubensmuster anerzogen. Wenn die Eltern dir immer wieder einbläuten, dass du auf andere Rücksicht nehmen muss, dich immer nur dann gelobt haben, wenn du ihre Erwartungen erfüllt hattest: „Beeil dich, Streng dich an, Sei stark, Sei perfekt!“ Solche Sätze können sich tief einbrennen, auch wenn sie nicht böse gemeint sind. Das Ergebnis ist dann, dass du dich schlecht fühlst, wenn du diese Erwartungen nicht erfüllen kannst, und dass du immer Andere vorn anstellst. Du lernst, dass die Anderen wichtiger sind, wirst konfliktscheu, hast Angst vor Ablehnung und entwickelst ein regelrechtes Helfersyndrom. Das führt dazu, dass du als Erwachsener oft entweder Mitleid oder im schlimmsten Fall sogar Ausnutzung erfahren könntest. Daraufhin wirst du versuchen, noch mehr für die Anderen zu tun – ein Teufelskreis.

Lass mich das in einem Beispiel verdeutlichen: Martin ist Chef bei einer Agentur. Er hat täglich viel auf dem Schreibtisch und auch im Team-Chat mehrere Anfragen, ob er nicht mal schnell helfen könne. Natürlich will er, dass sich seine Mitarbeiter/innen alle wohl fühlen und versucht daher, allen zu helfen. Er unterstützt, wenn es technische Fragen gibt, er achtet darauf, dass jede/r sein Lieblingsobst in der Küche findet und zur Not repariert er auch mal den kaputten Wasserhahn. Gleichzeitig türmt sich die Arbeit auf seinem Schreibtisch. Da er aber auch ein sympathischer Chef sein will, nimmt er sich in jeder Mittagspause die Zeit, um in Ruhe mit den Kolleg/innen essen zu gehen und sie näher kennen zu lernen. Das Ende vom Lied: Er ist morgens um 6 im Büro und verlässt es abends um 8, sieht seine Kinder kaum noch, hat keine Zeit mehr, abzuschalten und steht kurz vorm Burnout. Gleichzeitig lästern die Kolleg/innen bereits hinter seinem Rücken: „Nie haut der Mal auf den Tisch, bei den Meetings lässt er alle immer stundenlang reden und sucht dann einen Kompromiss, dabei ist er doch der Chef? Ich habe das Gefühl, er weiß gar nicht, wo die Firma hin soll. Und dann stellt er nicht mal einen Klempner ein, wenn der Wasserhahn kaputt geht, als ob er das besser wüsste...“

Gestresster Chef

Das Problem wird deutlich: Am Ende ist hier niemandem geholfen, Martin Arbeit sich psychisch und physisch kaputt und die Mitarbeiter/innen fühlen sich unter seiner Führung nicht wohl.

Everybodys Darling is Everybodys Depp – so verwirrend dieser Spruch auch scheinen mag, so wahr ist er im Grunde auch. Er sagt eigentlich genau das aus, was ich eben beschrieben habe: Man sagt nur noch zu allen ja, die eigene Persönlichkeit geht verloren. Man eckt nicht mehr an, so sehr verbiegt man sich für die anderen. Das ist langweilig. „Der hat ja gar keine eigene Meinung, warum sollte ich mit ihm reden?“. Es wird ziemlich deutlich: Es allen immer recht zu machen bringt eigentlich gar nichts!

Am Ende leidet nur die eigene Selbstachtung darunter und du wirst dich immer fragen, was die Anderen über dich denken. Das eigene Selbst, die Energie in uns, die uns am Leben hält, ist irgendwo verkümmert in der letzten Ecke geparkt und leidet.

Warum Männer von diesem Problem besonders gefährdet sind

In unseren Coachings hören wir den Satz „Niemandem kann ich´s recht machen, alle wollen immerzu etwas von mir“ gerade von Männern, was oft aus einem ähnlichen Grundproblem kommt. Männer wollen es anderen nicht nur wegen der sozialen Komponente recht machen, auch weil sie sich als Versorger sehen, als den, der alle absichert und immer alles im Blick behält. Sie benötigen die Bestätigung, die Anerkennung der Anderen und dafür tun sie alles.

Natürlich geht das nicht immer, egal wie sehr sie sich anstrengen. Das versetzt sie in Traurigkeit, Verzweiflung, Hilflosigkeit – Gefühle, die doch immer als unmännlich eingebläut wurden? Deshalb werden diese Gefühle munter unterdrückt und es wird sich abgelenkt. Es ist nicht schwer zu erkennen, was als nächstes passiert: Irgendwann wird es immer schlimmer, und macht sie innerlich kaputt.

Im Inneren läuft währenddessen die unendliche Schallplatte des Versagens: „Du bist schlecht, du kriegst nichts hin, du hast dir dein Leben so nicht vorgestellt, andere kriegen alles hin und du bist zu nichts nutze!“ Irgendwann ist der Mann dann von innen wie von außen taub, fällt in ein Loch. Es ist leider kein Wunder, dass gerade bei Männern die Anzahl der Depressionserkrankungen und Burnouts so hoch ist – oft kommen sie aus genau diesem Teufelskreis an Gedanken.

Was kann man aber gegen diese stete Bestreben nach Perfektion, es den Anderen immer alles recht zu machen, tun?

Die Priorität bist du!

Das Wichtigste ist eine gesunde Priorisierung. Wem willst du WIRKLICH helfen? Wessen Meinung ist dir WIRKLICH wichtig? Wer sind deine wahren Freunde? Und allen voran solltest du selbst kommen! Du bist die wichtigste Person in deinem Leben! Wenn es dir schlecht geht, wenn du merkst, dass du eine Pause brauchst, dann nimm sie dir. Du lebst nicht für andere und jeder, der in dein Leben gehört und ein wahrer Freund ist, wird dich nicht verlassen, wenn du Schwäche zeigst. Ein richtiger Freund wird dir kein schlechtes Gewissen machen, wenn du für dich eine Pause einlegst und einen Wunsch mal nicht erfüllst.

Pause von der Arbeit

Das klingt zwar in der Theorie alles schön und gut, aber ich weiß auch, dass es sehr schwer ist, diese neuen Glaubenssätze wirklich zu implementieren. Es ist ein langer Weg, aber er lohnt sich. Schließlich müssen tief verborgene Muster verändert werden. Versuch zum Beispiel einmal, den Gedanken „Ich muss es allen Recht machen“ zu wandeln in „Es ist nicht möglich, es allen recht zu machen! Die, die wirklich in mein Leben gehören, die sind meine Priorität. Allen voran ich selbst.“

Es geht darum, wieder mehr Selbstwertgefühl und Dankbarkeit für sich selber zu etablieren. Hier hilft auch eine gesunde Portion Gleichmut dabei: „Nicht jedem wird mein Outfit gefallen - na und? Nicht jeder feiert meine Art zu Arbeiten - na und? Nicht jeder wird es gutheißen, wie ich mein Kind erziehe - na und?“.

Ein weiterer Tipp ist es auch, ein Tagebuch zu führen. Das tägliche Reflektieren hilft ungemein, zu erkennen, in welchen Situationen man, vielleicht unbewusst, wieder mal ja gesagt hat, obwohl man nein meinte.

Zu guter Letzt ist es ebenso wichtig, wieder herauszufinden, wer man selber ist! Dies kann natürlich nur passieren, wenn man Zeit mit sich selbst verbringt und in sich horcht. „Was sind eigentlich meine Hobbys? Was macht mich richtig glücklich? Welche Meinung habe ich zu Thema xy?“ – Damit man auch wieder lernt, eine eigene Meinung zu Dingen zu haben, auch mal wieder anzuecken.

So kann das taube Gefühl in einem langsam aber sicher aufgebrochen werden und löchrig werden. So gelangt man wieder auf den Grund seiner selbst, kann sich wieder spüren. Und wer sich wieder spüren kann, der weiß auch wieder, welche Bedürfnisse er hat und kann diese endlich wieder äußern. Wer seine innere Kraft zurückerlangt, der wird den eigenen Selbstwert auch wieder finden und wieder für sich einstehen können. Damit man nicht mehr Everybodys Darling sein muss!

Wenn du auch das Gefühl hast, es immer allen recht machen zu wollen und dabei selbst auf der Strecke zu bleiben, wenn du das Gefühl hast, du bist am Ende deiner Kräfte und du kommst da allein nicht mehr heraus, dann schau gern mal bei unseren Coachingangeboten vorbei. Hier kannst du in geführten Sessions wieder bei dir ankommen, in deine Kraft gelangen, die eigene Stärke finden, um am Ende dich selbst wiederzufinden. Gern kannst du uns auch eine unverbindliche Mail schreiben!

Zu den Coachings

Fazit

In diesem Blogartikel hast Du erfahren:

  • Warum viele es immer allen recht machen wollen
  • Warum das gefährlich sein kann
  • Wieso wir uns so verhalten
  • Wie du wieder mehr für dich anstatt nur immer für andere tun kannst

Lisa Tschierschke

 

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