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Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern

„Meine Güte, hier sieht‘s ja aus wie im Saustall! Räum bitte dein Zimmer endlich auf! Bis heute Abend ist das hier ordentlich!“ – „Ich hab aber keinen Bock! Kannst du doch selber machen die Scheiße!“ Dann Türknallen oder lautes Weinen. Welcher Elternteil kennt es nicht? Die alltägliche Diskussion ums Aufräumen, die mit Wut, Verzweiflung und Strafen endet. Eine schlimme Situation, für alle Beteiligten, die nicht nur an den Nerven zehrt, sondern meistens überhaupt nichts bringt.

Obwohl wir als Eltern oft wissen, dass solche Reaktionen alles nur noch schlimmer machen, erwischt es uns, wenn wir getriggert sind, manchmal eiskalt. Passiert das öfter, leidet darunter die Beziehung zwischen Erwachsenen und Kindern. Aber warum kommt es trotz besseren Wissens immer wieder dazu – auf beiden Seiten? 

Oft sind wir uns gar nicht bewusst, wie viel wir mit unserer Sprache unterbewusst ausdrücken. Es gibt viele Formulierungen und innere Haltungen, die bei unserem Gegenüber ein „Nein“ erzeugen. Auch wenn wir dann versuchen, etwas nett auszudrücken, merken das unsere Kinder sofort und haben einfach keinen Bock, weiter zuzuhören.

Wenn ich also das Schaf im Wolfspelz bin, und mit einer genervten Einstellung in die Kommunikation gehe, merkt das unser Kind. Und dann macht es zu. Oder es reagiert verstört, da nach seiner Meinung der Saustall kein Saustall ist, sondern bewusst so angeordnet wurde. 

Oft fehlt uns als Eltern eine Idee, wie wir wertschätzend unsere Meinung oder Werte ausdrücken, ohne dabei den anderen dumm zu machen. Niemand erhält gern von einem Menschen, den er liebt, unterschwellige Befehle oder Anschuldigungen. Gerade die eigenen Kinder merken so etwas besonders stark. Was kann hier helfen?

Mutter mit Kind

Gewaltfreie Kommunikation – die Sprache des Herzens

Das Konzept der Gewaltfreien oder Wertschätzenden Kommunikation von Marshall B. Rosenberg baut auf 3 Säulen auf: Empathie, Selbstempathie und Wahrhaftigkeit.

Es basiert auf der Kenntnis, dass es in unserer Sprache trennende Elemente gibt, die dazu führen, dass unser Gegenüber „aussteigt“. Alles, was dort ein inneres Nein erzeugt, verhindert eine Verbindung, ein Zuhören wollen. Oft wollen Eltern die GFK anwenden, um wertschätzend zu kommunizieren. Der erste Schritt für mich ist jedoch, erst einmal selbstempathisch und wahrhaftig zu erforschen, was bei mir abgeht, wenn ich so einen „Schweinestall“ sehe. Oft wird diese Wertschätzung missverstanden. Ich darf also wütend sein, wenn ich so ein Zimmer sehe. Wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass das meine Wut ist, und das auch klar mache, ist das sogar wichtig. Kinder merken, wenn wir etwas anderes ausdrücken, als wir sind. Drücke ich aus, dass es meine Wut ist, weil mein Bedürfnis nicht erfüllt ist, ist das eine wichtige Information.

Und dann kommt mein Kind: auch dieses hat Gefühle und Bedürfnisse. Und in einem solchen Moment passiert eigentlich nichts weiter, als dass diese miteinander kollidieren. 

Und wenn beide Seiten diese ausdrücken, ohne dabei verletzend zu sein, ohne Urteile oder Vorwürfe, dann kann daraus ein Gespräch auf Augenhöhe entstehen. Auf diese Art können Konflikte gelöst werden und schwierige Situationen nicht als schwierig wahrgenommen werden. 

Aber warum ist es so schwer, dies in der Praxis, und gerade bei unseren eigenen Kindern umzusetzen?

Die GFK ist zwar ein Konzept, und nutzt Techniken. Dieses Wissen hilft uns aber nicht weiter. Die GFK ist eine Haltung, und um diese zu leben, braucht es praktisches Training. Im Sport wissen wir das: keiner würde durch das Lesen eines Volleyballbuches erwarten, Volleyball spielen zu können. Ein Angriffsschlag sieht zum Beispiel sehr einfach aus, ist aber eine sehr komplexe Bewegung. Und was hilft da? Gutes Training zerlegt diese komplexe Bewegung in ihre Einzelteile, und trainiert dies. Mit einer hohen Anzahl an Wiederholungen, immer spielbezogen. Wir lernen durch nachmachen und spielnahen Übungen.

Bei der GFK ist das genau so. Die Technik muss geübt werden. Es braucht Zeit, die eigenen Muster zu erkennen. Und es braucht Training, viele Wiederholungen,. Kleine Impulse von einem Trainer, der dann den eigenen Stil entwickelt. Die GFK zu deiner GFK macht.

Und trotzdem kannst du auch mit diesen 4 Schritten der GFK anfangen, diese für dich zu trainieren:

Die 4 Schritte der Gewaltfreien Kommunikation nach Marshal Rosenberg:

  1. Schildere deine Beobachtung, frei von Werten und in der Ichform. 
  2. Drücke dein Gefühl aus, das durch diese Situation ausgelöst wird
  3. Beschreibe dein Bedürfnis, also das, das dir wichtig ist.
  4. Und formuliere zum Schluss eine Bitte. Eine Bitte erkennt man übrigens daran, dass man darauf mit Ja oder Nein antworten darf. Ansonsten ist es eine Forderung. 

In der oben beschriebenen Situation könnte das wie folgt aussehen:

Beobachtung: „Dort liegt die frisch gewaschene Wäsche neben den Tellern mit Essensresten auf dem Boden. (Beide Seiten können das sehen und stimmen innerlich dieser Beobachtung zu)

Gefühl: Das nervt mich / ärgert mich,

Bedürfnis: weil das Wäschelegen Arbeit macht oder weil ich die Sachen dann noch einmal waschen muss. 

Bitte: „Bitte bring die schmutzigen Teller in die Küche und räume die Wäsche in den Schrank, bevor du zum Essen kommst.“

Teil 1 ist geschafft. Du hast deine Gefühle und das, was dir wichtig ist so ausgedrückt, dass es bei deinem Kind angekommen ist. Und jetzt kommt der 2. Teil: dein Kind hat auch Gefühle und Bedürfnisse. ;-) Vielleicht will es noch zu Ende spielen oder hat einfach keine Lust, das sofort wegzuräumen. Und wenn du Pech hast, hörst du nur ein einfaches Nö oder Keinen Bock.

Und jetzt kommt die nächste Runde. Und da kommen viele ganz schnell raus, wenn sie nicht mit sich trainiert haben, die alten Muster ersetzt haben und wertfrei die eigenen wertenden Gedanken wahrnehmen können, auch wenn Widerstand kommt. 

GFK heißt nämlich auch, für meine Werte einzustehen und auch nach einem „Nö“ dran zu bleiben. Als Erwachsener zu stehen und Verantwortung zu übernehmen.

Und so eine Reaktion entsteht nicht im Kopf. Die Gefühle müssen erst mal gefühlt, die 4 Schritte trainiert werden und erst dann bin ich bereit für den Freestyle. Wie im Sport halt. Und dafür hat die GFK tolle Trainingsformate entwickelt. Eine davon ist die sogenannten Übungsgruppe. Die gibt es in fast jeder Stadt und hier kannst du mit anderen den spielerischen Umgang mit der GFK trainieren. 

Gemeinsam an einer Lösung arbeiten

Gewaltfreie Kommunikation mit Kindern

Was ist das Besondere in der GFK mit Kindern? Erlaubt euch, dass ihr beide das erst mal Lernen dürft. Gerade bei Gefühlen kannst du von Kindern sogar sehr viel lernen. Ihnen fällt es oft viel leichter, ihre Gefühle auszudrücken und auszuleben. Das ist ok! 

Werde dir bewusst, wenn du nicht gewaltfrei kommunizierst. Das passiert jedem mal. Und wenn dir sowas raus rutscht wie: „Wenn du das nicht machst, bekommst du eine Woche Handyverbot!“, dann schau dir hinterher nochmal die Situation an und gehe ins Gespräch. Sprich über deine Gefühle und auch darüber, dass es dir Leid tut, dass dir das raus gerutscht ist. Dass es dir aber trotzdem wichtig ist, dass die Dinge an ihren Platz geräumt werden.

Es gibt Situationen, wo du nicht bitten möchtest, oder kannst. Wenn dein Kind bei einer roten Ampel über die Straße rennt, braucht es ein Stopp oder ein festhalten! 

Gern kannst du im Nachhinein mit der GFK erklären, warum du so gehandelt hast. 

Oder trainiere die GFK auch in positiven Momenten: Hey, dein Fußboden ist ganz leer. Das freut mich, da ich Ordnung sehr mag. Danke, dass du die Sachen gleich weggeräumt hast!

Oder erlaube dir einfach, mal unwissend zu sein und frage dein Kind: Wie meinst du das? Und dann höre erst mal zu und vertraue darauf, dass du mit dem, was dir wichtig ist, gehört wirst.

Dein Kind würde sich bestimmt auch freuen, wenn du es einfach mal fragst: „Was brauchst du gerade?“ Dann kann es in Ruhe ergründen, was es gerade fühlt und wo seine Bedürfnisse liegen. Du glaubst nicht, wie viel diese Zauberfrage ausmachen kann.

Und wenn es dann doch mal einen Gefühlsausbruch gibt, dann lerne auch, den einfach mal auszuhalten und nicht sofort zu trösten oder zu beruhigen. Es ist wichtig, dass dein Kind die Gefühle herauslässt und fühlt und dennoch weiß: Mama oder Papa sind da.

Und zu guter Letzt: Suche dir einen Rahmen, eine Trainingsgruppe, mit der du das trainieren kannst.

Bei uns kannst du das einmal im Jahr an einem Wochenende oder einmal im Monat in unserer Online Übungsgruppe trainieren. Das macht Spaß und geht in der Gruppe viel einfacher. Schau gern mal rein:

Zu den Angeboten

Fazit

In diesem Blogartikel hast du gelernt:

  • Was Gewaltfreie Kommunikation ist
  • Warum es dir wenig nützt, das Konzept zu verstehen 
  • Warum GFK mit Kindern besonders wichtig und spannend ist
  • Wie du GFK im Alltag integrieren kannst

 

Lisa Tschierschke

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