Martin Wittig
Kontakt
5 + 0 =

Ihr Ansprechpartner:

Martin Wittig
Martin
Wittig
Tel: 0345-682 39-24

Blog

Die Psychologie des Lernens - Man lernt nie aus

Wissen Sie noch, wie Sie damals in der Schule Vokabeln gelernt haben? Auf Karteikarten wurden alle wichtigen Wörter notiert und dann wurden diese immer wieder gelesen und somit eingeprägt. Ganz ähnlich kann man heutzutage mit Apps ganz einfach und nebenbei - in der Bahn, im Wartezimmer oder Zuhause - die Sprache lernen, die man immer können wollte. Auch hier funktioniert der Wissenserwerb mit kleinen Einheiten - ein Wort nach dem anderen und dann die gerade gelernten Worte in kurzen Sätzen. Diese Art, sich Wissen oder auch Fähigkeiten anzueignen, ist äußerst effektiv, wie viele Studien belegen.

Doch wie funktioniert Lernen? Was passiert in unserem Gehirn, dass Fakten, Ideen oder Fähigkeiten eingeprägt werden können?

Damit eine Information wirklich gelernt wird, muss sie aus dem sensorischen Gedächtnis über das Kurzzeitgedächtnis bis ins Langzeitgedächtnis wandern. Dies passiert nur, wenn diese für unser Gehirn als relevant angesehen wird. Das können beispielsweise wichtige einzigartige Ereignisse sein. Wenn wir aber aktiv etwas Neues lernen wollen, müssen wir es immer wieder repetieren. So vermitteln wir dem Gehirn, dass diese Informationen wirklich relevant sind und lange gespeichert werden sollen. Die sogenannte Vergessenskurve von Ebbinghaus zeigt dies deutlich: Wir vergessen exponentiell stark alles, dass nicht mehrere Male wiederholt wurde.

Die Vergessenskurve von Ebbinghaus

Es ist also extrem wichtig für den Lernenden, dass neue Informationen und Fähigkeiten sehr oft wiederholt werden, damit er sich diese einprägen kann. Dies funktioniert am besten in kleineren Einheiten, da nur eine gewisse Größe an Informationen auf einmal in unser Kurzzeitgedächtnis gelangen kann. Das Arbeiten in kleinen Einheiten zum Wissens- und Fähigkeitenerwerb besitzt also neurologische Gründe.

Lernen im Arbeitsalltag

Gehen wir aus der Schulumgebung einmal heraus und in die Arbeitswelt, schließlich gibt es für das Lernen von Neuem keine Altersbegrenzung. Ganz im Gegenteil sind sich laut einer Studie der Hochschule für angewandtes Management (2016)  98% der Mitarbeiter/innen bewusst, dass sie für die Anforderungen an ihrem Arbeitsplatz neue Dinge lernen müssen. Aus diesem Grund können in Weiterbildungen, Coachings oder Trainings neue Inhalte und Fähigkeiten vermittelt werden, die das lebenslange Lernen unterstützen. Jedoch empfinden viele Arbeitnehmer/innen (71%), dass darauf zu wenig Wert gelegt wird. Auch schätzen nur 8% der Befragten die firmeninterne Lernkultur als gut bzw. sehr gut ein. Firmen sollten also mehr Möglichkeiten anbieten, damit ihre Mitarbeiter/innen neues Lernen können.

Lernen auf der Arbeit

Ebenso wichtig ist die Wahl der Methoden. In der momentanen Arbeitswelt gibt es viele Modelle des Wissens- und Fähigkeitenerwerbs, meist wird jedoch das Inhouse- oder Vor-Ort Training genutzt: Ein/e Trainer/in fährt eine mal mehr, mal weniger weite Strecke zu einem Unternehmen, packt dort sein Material aus und trainiert dann die Mitarbeiter/innen für einen oder mehrere Tage. Dann reist der/die Trainer/in wieder ab und kommt vielleicht ein paar Monate später zu einen Refresher-Seminar. Doch die hier vermittelten Inhalte bleiben bei dieser Methode leider kaum hängen. Wie bereits beschrieben, funktioniert Lernen durch das stete Repetieren und Anwenden der Informationen. Diese Methode ist jedoch eher ein Glanzbeispiel für die Vergessenskurve nach Ebbinghaus: Nach 30 Tagen sind nur noch 20% der Inhalte im Gedächtnis.

Micro Learning

Es wäre also durchaus sinnvoll, auch hier mit kleinen Einheiten anzusetzen. Was an vielen Punkten in der Schule funktioniert, kann so auch in die Arbeitswelt übertragen werden. Dort setzt das Micro Learning an: In winzigen Einheiten (1-10min) werden hier Inhalte vermittelt, meist auf multimediale Weise. Diese Art des Lernens kam erstmals 2006 auf und hat sich mit der Entwicklung des Internets und der Digitalisierung heutzutage immer mehr verbreitet. Man findet es eigentlich überall: Wenn das Computerprogramm in kleinen Infokästchen erklärt, welche Funktionen wie genutzt werden, wenn die Sprachenlernapp in täglichen einminütigen Aufgaben Vokabeln beibringt, wenn ein 20 sekündiges Video zeigt, wie eine Rundmail geschrieben wird. All das sind typische Micro Learning Situationen, die wir schon gar nicht mehr mitbekommen.

Bis letztes Jahr wurde dieses Konzept jedoch noch wenig aktiv in Unternehmen zur Weiterentwicklung der Mitarbeiter/innen eingesetzt. Durch die Pandemie und den Lockdown aber wandelte sich auch das Arbeitsumfeld in ein digitaleres und so ist Micro Learning nun in immer mehr Firmen im Einsatz. Auch wir bei der bfkm I Die Trainingscompany nutzen diese Methode, haben sie jedoch etwas abgewandelt. Wenn Sie mehr darüber und über die vielen Vorteile des Micro Learnings erfahren wollen, dann lesen Sie gern den zweiten Teil zu diesem Thema!

 

Lisa Tschierschke

;