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Frauen in Führung – auf eine besondere Art und Weise

Frauen- und Männerrollen in der Geschichte und heute

In unserer Blogreihe Geschichte der Geschlechter haben wir Dir gezeigt, dass es nicht schon immer die typischen Männer- und Frauenrollen gab, wie wir sie heute für selbstverständlich halten. Es gab schon lange vor uns Frauen in Führungspositionen – zum Beispiel bei den Wikingern, wo Frauen auch Stammesoberhäupter und sogar Heeresführerinnen waren. Auch in der Steinzeit waren auch Frauen Jäger. Aber auch Sammlerinnen genossen als eigentliche Haupternährer eines Stammes ein gleich hohes Ansehen.

Doch seit der Bronzezeit (ab etwa 2200 v. Chr.) begann das Patriarchat, die Männerherrschaft. Sie machte eine klare Trennung zwischen den Geschlechterrollen. Der Mann wurde zum starken Geschlecht gekrönt und stand auf einer höheren Hierarchiestufe als die Frau. Frauen waren dagegen eher auf die Mutterrolle beschränkt und wurden gewissermaßen dazu verdonnert, sich um Haus und Hof zu kümmern und genossen ein viel geringeres soziales Ansehen. Das setzte sich bis weit ins 20. Jahrhundert fast ungebrochen fort. Selbst als im Zuge der ersten und zweiten industriellen Revolution (im 19. und frühen 20. Jahrhundert) mehr Frauen begannen, einer Arbeit nachzugehen, verhalf ihnen das nicht wirklich zu einem höheren sozialen Status. Denn sie wurden meist für „niedere Tätigkeiten“ eingesetzt und waren auf dieser niedrigen Stufe der Hierarchie finanzieller sowie kräftemäßiger Ausbeutung ausgesetzt.

Ein Umdenken in Richtung Gleichstellung der Frau haben wir zu großen Teilen der Emanzipationsbewegung der 1960er und 70er Jahre zu verdanken. Da begannen sich die schon damals längst überholten Relikte des Patriarchats langsam aufzulösen – zum Beispiel:

  • dass Frauen bei der Hochzeit den Namen des Mannes annehmen mussten
  • dass der Mann seiner Ehefrau ein Arbeitsverbot erteilen konnte, wenn sich sie seiner Meinung nach zu wenig um den Haushalt kümmert
  • das Abtreibungsverbot
  • sehr spät (1997) dann auch: dass Vergewaltigung in der Ehe nicht mehr straffrei bleibt

Doch wir sind noch lange nicht am Ziel einer Gleichstellung der Frauen angekommen – auch nicht in Deutschland!

Noch immer sind Frauen bedeutend häufiger Opfer häuslicher Gewalt.

Es herrscht nach wie vor eine Lohnungleichheit zwischen den Geschlechtern und eine viel zu geringe Repräsentation von Frauen in Führungspositionen oder unter den Unternehmensgründern.

Noch immer sind in vielen Familien die Rollen so verteilt, dass Frauen sich mehr um die Erziehung, um den Haushalt und um die Pflege von Angehörigen kümmern. Das kann natürlich den Aufstieg auf der Karriereleiter stark bremsen. Um diese Probleme zu lösen, braucht es noch eine flächendeckendere und flexiblere Kinderbetreuung. Auch vonseiten der Arbeitgeber braucht es in Zukunft noch mehr Freiraum und Hilfen bei Weiterbildung nach der Elternzeit, damit es nicht zu Qualifikationslücken kommt und ein weiterer Aufstieg möglich ist. Das gilt besonders für Frauen, aber auch für Männer und die ganze Familie.

Hausfrau

Emanzipation auch als Anstoß für neue wissenschaftliche Erkenntnisse

Noch vor wenigen Jahrzehnten herrschte in vielen Bereichen der Forschung ein patriarchisches Weltbild. So wurden auch Knochenfunde aus opulenten Grabstätten, die auf hohes Ansehen, Vermögen und eine große Macht des Verstorbenen hinwiesen, als „starker Mann“ gedeutet. Funde, die auf eine prekäre Lebenssituation und einen geringen Status hinwiesen, hat man(n) dann oft automatisch als Überreste einer Frau identifiziert. Erst seitdem die Emanzipation auch in Forschungsgebiete wie die Archäologie Einzug erhielt, ist so manche starke und mächtige Frau aus prähistorischer und frühgeschichtlicher Zeit bekannt geworden.

Lange Zeit waren wir uns fast sicher, dass Männer und Frauen grundverschieden sind. So dachten wir, dass Frauen ihre Gefühle besser wahrnehmen können, einfühlsamer mit anderen sind und besser mit anderen kommunizieren können, vor allem auf der Beziehungsebene. Männer dagegen galten als dominanter, entscheidungsfreudiger, als besser räumlich orientiert und als pragmatische Problemlöser, die sich weniger von ihren Gefühlen leiten lassen und weniger emotional auf Ereignisse reagieren.

Doch neuere Erkenntnisse der Medizin, insbesondere in der Hirnforschung und der Endokrinologie (Wissenschaft über die Hormone) legen uns nahe, dass Männer und Frauen gar nicht so verschieden sind, wie wir lange Zeit dachten. Unterschiede zwischen den Geschlechtern basieren zu einem ganz wesentlichen Teil auf Erziehung und Lebenserfahrungen. Der Charakter und die Persönlichkeit sind viel mehr eine Frage des Individuums, als des Geschlechtes.

Warum in alles in der Welt veranstalten wir trotzdem getrennte Retreats für Männer und Frauen?

Da wir Dir gerade gesagt haben, dass Männer und Frauen gar nicht so verschieden sind, darfst Du dich gerne fragen, warum wir dann bitte ein getrenntes Retreat für Männer und Frauen anbieten. Schließlich haben wir doch noch gar nicht so lange endlich diese ganze Geschlechtertrennung in den Schulen und in den Berufen überwunden. Das verraten wir Dir gleich – doch zuerst müssen wir noch eine wichtige Frage klären:

Was bedeutet eigentlich Fürhungsretreat?

Viele unserer Teilnehmer bei unseren Männerretreats wie auch bei den Frauenretreats denken, diese Seminare richten sich nur an Führungskräfte. Doch Führung heißt für uns in diesem Zusammenhang:

In Führung mit uns selbst gehen, uns selbst besser führen lernen – und zwar von innen heraus

Die Führungsretreats richten sich also an alle Menschen, die kleine und große Lebensziele finden und umsetzen wollen. Dazu müssen wir Visionen und Leitbilder entwickeln.

Führungskräfte sind hier aber ausdrücklich nicht ausgenommen! Viel mehr kann ein Retreat ein wichtiger Bestandteil der Führungskräfteentwicklung sein. Der Schlüssel zu besseren Führungsqualitäten liegt in einem unserer Retreat-Leitsätze:

Nur wenn ich mich selbst führen kann, kann ich auch andere führen.

Doch „andere zu führen“ begegnet Dir nicht erst, wenn du im Chefsessel platznimmst, sondern – für alle Frauen gesprochen – als Kollegin in deinem Team, als Mutter, Partnerin, Tochter, Angehörige oder gute Freundin. Du bist überall dort gefragt zu führen, wo du andere Menschen von deinen Ideen und Plänen überzeugen und begeistern willst oder, wenn du sie beim Verwirklichen gemeinsamer Ziele antreiben willst.

Frauen und Männer haben häufig einen unterschiedlichen Zugang zu ihren Gefühlen, zu ihren Schwächen und zu ihrer Vergangenheit

Damit du in Führung mit dir selbst gehen kannst, legen wir im Retreat wichtige Grundsteine. Und das nimmt einen großen Raum ein. Du brauchst eine Wahrnehmung der eigenen Gefühle, der eigenen Schwächen und deiner ungeliebten Eigenschaften – auch Schatten genannt. Es braucht ein Eingeständnis der eigenen Fehler, der Entscheidungen und Handlungen, die dich vielleicht woanders hingebracht haben, als du es wolltest. Ganz wichtig ist uns aber, dass unsere Teilnehmer lernen, sich genau dafür NICHT zu verurteilen, sondern es als Chance für ihre persönlichen Weiterentwicklung zu begreifen.

Wir erleben, dass genau Frauen all das oft leichter fällt als Männern.

Reatrwat

Woran kann das liegen?

Das Patriarchat, das Jahrtausende herrschte und Männer und Frauen in unterschiedliche Rollen drängte, bekommen wir nicht in wenigen Jahrzehnten aus unserer Gesellschaft heraus. Ganz besonders prägt die Geschlechtertrennung unsere Erziehung, und zwar von der Wiege an. Wir bekommen schon als Babys Strampler und sogar Schnuller in unterschiedlichen Farben. So früh wie möglich geht es dann weiter mit Röcken oder Hosen, mit Ballerinas oder coolen Turnschuhen und mit Puppen oder Matchbox-Autos. Die Eltern melden einen Jungen mit größerer Wahrscheinlichkeit im Fußballverein an als beim Ballett, beim Mädchen ist es umgekehrt.

Jungs hören von ihren Eltern und anderen erwachsenen Bezugspersonen häufig Sätze wie:

„Ein Junge weint nicht.“

„Du willst mal ein Mann werden, also kämpfe! Setz dich durch!“

Da ist es nicht verwunderlich, dass viele Männer wenig über ihre Gefühle reden, vor allem nicht über die negativen bzw. die, die oft mit Schwäche assoziiert werden. Nicht wenige Männer haben sich einen solch dicken Panzer aus vermeintlicher Stärke zugelegt, dass sie solche Gefühle nicht einmal mehr wahrnehmen.

In unseren Retreats sehen wir schon an der Teilnehmerzahl, dass sich deutlich mehr Frauen ihren Themen stellen. Die Frauenretreats sind meist sehr schnell mit 20 Teilnehmerinnen ausgebucht, bei den Männern gehen wir oft mit deutlich weniger Teilnehmern an den Start.

Im Retreat selbst bemerken wir schnell, dass die Frauen ihre Gefühle, Schatten und Leidensgeschichten offener mitteilen. Ihnen fällt es leichter, sich vor Anderen verletzlich und berührbar zu zeigen. Das sehen wir auch in den Chat-Communities, mit denen wir unsere Teilnehmerinnen und Teilnehmer nach dem Retreat begleiten. In den Frauengruppen herrscht ein reger Austausch über Probleme und das, was aktuell bewegt. So erfahren diejenigen, die sich mitteilen, auch schnell Anteilnahme und Unterstützung. Die männlichen Teilnehmer neigen eher dazu, Erfolgsstorys und Siege mitzuteilen – ganz nach dem Motto der 90er-Jahre Werbung: Mein Haus! Mein Auto! Mein Boot!

Frauen nehmen sich Zeit für ihre Themen – Männer wollen sie schnell und pragmatisch lösen

Das Thema Persönlichkeitsentwicklung ist ein umfangreiches Unterfangen. Wir müssen uns darauf einlassen, Zeit investieren und damit rechnen, dass es auch mal Rückschläge gibt und der Weg zu einem freien und selbstbestimmten Leben nicht immer linear nach oben verläuft. Bei Männern erleben wir sehr oft, dass sie Themen schnell und pragmatisch lösen wollen – ähnlich wie beim Reparieren eines Wasserhahns oder der Einrichtung des Arbeitszimmers, was entweder schnell geht oder wo man mit jedem Arbeitsschritt seinem Ziel immer näherkommt.

Frauen als die „besseren Männer“ oder doch lieber als „starke Frauen“?

Frauen, die sich stärker mit dem Emanzipationsgedanken identifizieren, wollen vielleicht eher Eigenschaften wie Durchsetzungsvermögen kultivieren, um erfolgreicher zu sein. Genauso kann es auch Frauen ergehen, die enttäuscht darüber sind, dass es nicht so recht vorangeht mit der Gleichberechtigung der Frauen. So versuchen viele Frauen, dominanter zu werden, sich weniger verletzlich zu zeigen. Sie wollen Ziele und Aufgaben „typisch männlich“ angehen: pragmatisch, entscheidungsfreudig, erfolgsorientiert und dabei vielleicht sogar risikobereiter. Sie denken, dass sie nur so in einer immer noch männerdominierten Welt bestehen können – zum Beispiel, in eine Führungsposition zu kommen.

Viele Frauen wollen also durch typisch männliche Eigenschaften in ihre Kraft kommen und auf typisch männliche Weise sich selbst und andere führen. Sie wollen also „die besseren Männer“ werden.

Das birgt gleich mehrere Gefahren:

Zum einen werden wertvolle, positive Eigenschaften unterdrückt: Emotionalität, Miteinander und gegenseitige Unterstützung und Fürsorge – also das, was eben als „typisch weiblich“ wahrgenommen wird. Und wenn ich Eigenschaften und Gefühle nicht auf gesunde Weise auslebe, sondern sie unterdrücke, tief in mir wegsperre oder sogar leugne, kann das schwere Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit haben.

Zum anderen hat das auch eine gewisse Wirkung auf deine Mitmenschen, wenn du etwas anderes vorspielst als du bist und als du fühlst. Sie durchschauen bewusst oder unbewusst, dass du eine Rolle spielst. Dadurch wirkst du weniger authentisch und am Ende leider auch weniger sympathisch.                   

Weibliche Führungskraft

Führung in einer modernen Arbeitswelt

Wir wollen Frauen dazu bringen, ihren eigenen Stil zu finden, sich selbst zu führen und später vielleicht auch andere zu führen. Frauen in Führungspositionen zeigen sich oft teamorientierter, fürsorglicher und kreativer und sind auch genau deshalb beliebt – vor allem bei Mitarbeitern, die einen patriarchischen Führungsstil satthaben. Und das werden in der Zukunft immer mehr Mitarbeiter sein. Denn unsere digitalisierte Welt hat für uns alles flexibler und schneller verfügbar gemacht. Die Erfüllung eigener Bedürfnisse und die freie Selbstbestimmung bekommen einen immer höheren Stellenwert. Das fordern gerade junge und zukünftige Arbeitnehmer der Generation Z (Millennials) von ihrer Arbeit. Wir befinden uns in einem Transformationsprozess hin zu einer flexiblen, agilen Arbeitswelt, die schnell auf Bedürfnisse der Kunden, der Mitarbeiter und des Marktes reagieren muss.

Ein Patriarch im Chefsessel, der nur von oben nach unten delegiert, kommt in der Arbeit der Zukunft also nicht weit. Es braucht Führungskräfte auf Augenhöhe, die transparent führen, ihre Mitarbeiter an Ideen und Plänen teilhaben lassen und sie mit Leidenschaft motivieren können. Und dazu braucht es neben Verstand und Führungsstärke eben auch Herz und Teamgeist. Es sind also genau die Führungsqualitäten gefragt, die als typisch weiblich gelten. Deshalb, liebe Frauen, bewahrt euch diese Eigenschaften unbedingt!

Die Arbeitswelt der Zukunft gibt aber auch Frauen ohne Führungsambitionen Hoffnung, Familienleben und Arbeit unter einen Hut zu bekommen – und zwar mit einer Arbeit, die sie flexibel einteilen und auch mal von zuhause aus erledigen können. Hoffen wir auch, liebe Frauen, dass euch eure Männer darin unterstützen!

 

 

Quellen:

GEO: Wie sich Frau und Mann unterscheiden: Verblüffende Erkenntnisse der neuen Forschung. (Rubrik: Wissen – Wie sich Frau und Mann unterscheiden – Geschlechterforschung). URL: https://www.geo.de/wissen/22301-rtkl-geschlechterforschung-wie-sich-frau-und-mann-unterscheiden-verblueffende, letzter Zugriff: 09.04.2021

BNW: Modern führen. Female Leadership: Führen Frauen wirklich anders? URL: https://www.bnw-seminare.de/magazin-beitrag/modern-fuehren/female-leadership/#:~:text=Weibliche%20F%C3%BChrungskr%C3%A4fte%20weisen%20keinen%20deutlich,als%20mit%20einem%20bevorzugten%20F%C3%BChrungsstil, letzter Zugriff: 09.04.2021

Seewald, Stefan (2020): Forscher: „Die Frauenquote hat einen hohen Preis“ – Interview mit Prof. Hilmar Schneider, Leiter des Instituts zur Zukunft der Arbeit – Bonn. URL: https://www.welt.de/sonderthemen/mittelstand/article215231868/Frauen-und-die-Zukunft-der-Arbeit.html, letzter Zugriff: 09.04.2021.

 

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Max

 

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