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Von Fehlerkultur und Wachstumschancen

Jeder Mensch macht Fehler, das weiß doch jedes Kind! Warum haben wir Deutschen dann einen so schwierigen Umgang mit Fehlern, gerade am Arbeitsplatz? Einer Studie zufolge belegt Deutschland Platz 60 von 61 untersuchten Ländern in Sachen Toleranz bei Fehlern. Eine andere Studie deckt auf: Nur 39% der Mitarbieter:nnen haben das Gefühl, offen mit dem/der Vorgesetzten über Fehler reden zu können. Nach einer offenen Fehlerkultur sieht das überhaupt nicht aus. Warum?

Die Angst vorm Fehlermachen

Wir haben schlichtweg Angst vor den Folgen, wenn Fehler herauskommen würden. Ca. ein Drittel der Mitarbeiter:innen, aber auch fast die Hälfte der Führungskräfte fürchten einen Gesichtsverlust, Karrierenachteile und gar Jobverlust, weshalb sie Fehler lieber verschweigen. Auch der „Whistleblower“ Effekt spielt eine Rolle: Aus Angst, für das bloße Überbringen der schlechten Nachricht, also dem Petzen des Fehlers, als Bauernopfer zu enden, halten fast die Hälfte aller Mitarbeiter/innen und Führungskräfte lieber den Mund. Aus diesem Grund kommen große Skandale oft nicht heraus, auch wenn sehr viele Mitarbeitende vom Fehlverhalten oder den Gesetzesverstößen ihrer Kolleg:innen wissen.

Gleichzeitig schadet eine schlechte Fehlerkultur uns allen. Die Mitarbeitenden werden demotiviert, fühlen sich nicht mehr wohl und haben Angst zu versagen. Gerade Gespräche mit dem/der Vorgesetzten werden immer mehr gefürchte. Irgendwann stellt sich ein „inneres Kündigen“ ein – sie schließen mit dem Job ab, lange bevor sie diesen offiziell beenden, was schlimme Auswirkungen auf das Unternehmen haben kann.

Doch nicht nur das innere Abschließen mit dem Job kann eine negative Folge von einer schlechten Fehlerkultur sein. Die Art, wie wir Entscheidungen treffen, wird auch von den eventuell auftretenden Fehlern beeinflusst. Wir verhalten uns viel defensiver, aus Angst, wieder in ein Fettnäpfchen zu treten. So vertuschen wir schlechte Ergebnisse, drücken uns vor Stresssituationen durch Vermeidungstaktiken und finden so nicht die beste Lösung für Probleme, sondern die vermeintlich sicherste. Aber warum haben wir so viel Angst davor, Fehler zu machen?

Die Fehlerkultur der Deutschen

Nicht ohne Grund landen wir im Vergleich auf dem vorletzten Platz: Es ist leider noch recht verbreitet, dass wir einen Hang zum Perfektionismus haben. Es DÜRFEN schlichtweg keine Fehler passieren, denn diese werden als Probleme, als etwas Negatives, angesehen. Dieser Gedanke kommt aus der Industrialisierung, als Fließbandarbeit unsere Arbeitsstrukturen grundlegend änderte. Arbeit konnte damals plötzlich grundlegend optimiert werden und Fehler mussten eliminiert werden, damit das Maximum an Produktivität herausgeholt werden konnte. Doch diese Sicht auf Arbeit hat sich längst geändert. Warum also nicht auch unsere Sicht auf fehlerfreies Arbeiten? Hinzu kommt ein typisches psychologisches Phänomen: Fehler werden oft als schlimmer eingeschätzt und dementsprechend stärker sanktioniert, als dass Erfolge gefeiert und wertgeschätzt werden. Die Mitarbeiterin hat das komplette Projekt perfekt vorbereitet und nicht ein Wort der Dankbarkeit erhalten, aber wird dann von der Chefin beschimpft, weil sie einen kleinen Fehler in der Einladungsmail macht? Kein Wunder, dass sie auf diese Behandlung keine Lust mehr hat.

Hier zeigt sich ein weiteres Problem, gerade mit unseren Chefs und Chefinnen: Während Führungskräfte zu 74% angeben, dass sie eine offene Diskussionskultur haben, sehen das nur 39% der Angestellten so. Das miteinander Reden passiert also innerhalb der Teams und der Abteilungen, aber eben nicht mit der Führungskraft – aus den eben genannten Angst-Faktoren heraus.

diskussion mit der chefin

Dabei sind Fehler eine der wichtigsten Kräfte, um Innovationen und Weiterentwicklung zu fördern. Nur wer Fehler macht, lernt. Es heißt nicht umsonst „Trial and Error“. Erst nachdem wir durch Herumtesten herausgefunden haben, wie etwas funktioniert und wie etwas nicht funktioniert, können wir daran wachsen und etwas Neues lernen.

Gesunde Fehlerkultur

Wie also sollte man als Führungskraft agieren, damit eine gesunde Einstellung gegenüber Fehlern in der Firma etabliert wird?

Nun, zuerst einmal sollten Fehler nicht mehr verteufelt werden. Hier bedarf es eines angepassten Mindsets und veränderter Glaubenssätze. Perfektionismus ist oft das Problem, aber auch der Gedanke, dass Fehler um jeden Preis vermieden werden müssen. Es ist wichtig, sich bewusst zu machen, dass Fehler passieren können und vollkommen normal sind. Dass sie eine typische Gegebenheit im Arbeitsprozess sind, ebenso wie Erfolge. Und dass man Fehler nicht stärker bewerten sollte, als man Erfolge positiv bewertet.

Seine eigenen Glaubenssätze zu verändern ist eine tiefgreifende und anstrengende Aufgabe. Dafür braucht es viel Achtsamkeit mit sich selbst. In unserem Training „Ausbalanciert durch den Arbeitsalltag“ lernst du, diese Achtsamkeit im Arbeitsalltag wiederzufinden.

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Als Führungskraft sollte man dann mit gutem Beispiel voraus gehen und achtsam, respektvoll und fair auf seine Mitarbeiter:innen zugehen. In Feedbackgesprächen sollten konstruktive Unterhaltungen geführt werden, die auf Augenhöhe BEIDE Parteien gleichermaßen zu Wort kommen lassen. Plötzliche Wutausbrüche seitens der Führungskraft, weil der/die Mitarbeiter:in etwas nicht tun möchte, oder etwas falsch gemacht hat, sind hier fehl am Platz. Gewaltfreie Kommunikation und Ich-Botschaften können hier helfen. Dann ist das gefürchtete Mitarbeiter:innengespräch auch bald kein Angstfaktor der Angestellten mehr.

Ein achtsames Miteinander sollte außerdem etabliert werden. Das bedeutet: Heraus aus dem gedankenlosen Autopiloten, hinein in die empathische Achtsamkeit! Nur, wenn ich meinen Gegenüber WIRKLICH wahrnehme und mich in ihn hineinversetzen kann, werde ich ihn auch verstehen können. Wenn ich gedanklich schon beim nächsten Call bin, wird sich mein Gegenüber nie richtig verstanden fühlen. Hier gibt es auch viele spannende Übungen für Gespräche oder den Einzelnen, die uns ins Hier und Jetzt zurückholen. Auf diese Art wird eine wirklich offene Gesprächskultur etabliert, in der sich alle wohlfühlen und ihre Probleme und Fehler ansprechen (wollen).

Und schlussendlich: Aus den Fehlern lernen! Fehler helfen uns ungemein, uns weiterzuentwickeln. Warum sehen wir sie also nicht als Chance? In gemeinsamen Sitzungen können wir unsere Fehler nehmen und uns fragen „Was lernen wir daraus? Was müssen wir verändern? Wie wollen wir uns in Zukunft verhalten, damit das nicht mehr passiert?“. Vielleicht wäre der „Fehler des Monats“, wie ihn manche Firmen bereits eingeführt haben, auch eine Idee? So werden die Scham und Angst, die rund ums Fehlermachen bestehen, langsam aufgebrochen und die Mitarbeitenden erkennen: Jeder macht Fehler, auch der/die Chef:in. Und: Umso größer der Fehler, desto größer das Learning, also eigentlich eine gute Sache. Auf diese Weise wird also der Glaubenssatz der bösen, negativen Fehler, recht schnell umgekehrt. Vielleicht ist das ja auch eine Idee für dein Unternehmen?

Wenn du lernen möchtest, wie du mit gewaltfreier Kommunikation eine gesundere Fehlerkultur etablieren kannst, dann schau gern einmal in unsere Angebote zum Training für GFK rein!

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Lisa Tschierschke

Quellen: 

https://www.capital.de/karriere/neue-fehlerkultur-mit-achtsamkeit-zum-unternehmenserfolg
https://www.berlinerteam.de/magazin/fehlerkultur-vor-fehlermanagement-wie-ihr-unternehmen-aus-fehlern-lernt/
https://blog.wiwo.de/management/2018/12/04/ey-studie-fehlerkultur-wenn-mitarbeiter-vertuschen-um-nicht-selbst-bauernopfer-zu-werden/
https://www.handelsblatt.com/technik/forschung-innovation/die-psychologie-von-innovation-feiern-sie-den-fehler-des-monats/10001956.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Schindlerhof_Klaus_Kobjoll
https://www.deutschlandfunknova.de/beitrag/ansprueche-wir-haben-ein-perfektionismus-problem

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